Wie blau ist das Meer, / Wie groß kann der Himmel sein?
Ich schau hoch vom Mastkorb / Weit in die Welt hinein.
Helmut Käutner, dt. Text La Paloma, 1944.
„La Paloma“ – fast jeder kennt weltweit den Titel und die Melodie dieses 150 Jahre alten Liedes, weil jeder das Gefühl kennt, das es vermittelt: Sehnsucht.
Mit Genuss summen wir die bittersüßen Melodien sehnsuchtsvoller Idealvor-stellungen. Sehnsucht ist in unserem Alltag heute präsenter denn je: ihre Unstillbarkeit macht sie zum perfekten, da immer wieder aufflammenden Konsumimpuls, befeuert von den als unermesslich beworbenen Möglichkeiten des kapitalistischen Warenkreislaufs. Tauschen wir die symbolische, über uns selbst hinaus weisende Bedeutung unserer Sehnsucht zu bereitwillig gegen tafelfertige Bedürfnisbefriedigung ein? Gibt es nicht für jede Gesellschafts-schicht, den passenden Serotonin-Kick zu kaufen?
Hier geht's um höher, schneller, weiter.
Kaufen Sie kein Weed, Mann, kaufen Sie Jamaica.
Deichkind, Denken Sie Groß, 2015.
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Sehnsüchte vereinen unsere Vergangenheit mit unserer Zukunft, unsere Erfahrungen mit unseren Wünschen. Ihre Erfüllung bedeutet ihren Tod. Sie machen aus unserem Körper mehr als nur einen biologischen Informationsträger: Sie verbinden ihn mit Orten, Zeitpunkten, Gefühlen und anderen Körpern. Sie werden so zu einem inneren Kompass. Die zunehmende Ökonomisierung stört dieses Navigationssystem und stellt unsere emotionale Orientierung auf den Kopf. Das Neue Musik Ensemble LUX:NM, der Komponist Gordon Kampe und die Performancegruppe koikate machen in kap horn liegt auf lee einen Kopfstand und erforschen diesen Prozess der Sehnsuchtsproduktion. In ihrer szenischen Konzertinstallation vereinen sie, in der Tradition der Oper, die verschiedenen Kunstgattungen und variieren diese anhand von Strategien der Verkaufspsychologie. Mit dieser künstlerischen Versuchsanordnung entwickeln sie eine interdisziplinäre und multimediale Uraufführung.
Was man noch nicht sagen kann, kann man vielleicht schon singen. Heiner Müller, Sechs Punkte zur Oper, 1970.
Das Kollektiv setzt auf die Stimme, die als Menschenklangfarbe das Unsagbare vorweg singt und eine intuitive Verbindung zwischen Musik und Raum, zwischen den Körpern der Akteure und denen der Zuschauer herstellt. Neue Musik, installative Bilder und szenische Tableaus verknüpfend, kreieren sie eine Produktion, die ehrlich ist und schamfrei den Fragen der eigenen Sehnsüchte auf den Grund geht. Hilft uns diese Transparenz die innere Kompassnadel neu zu justieren? |
Erste Arbeitsergebnisse, vor der fertigen Form.
Auch fertige bewegte Bilder gibt es für kap horn noch nicht.
Allerdings haben wir schon mit Basteln angefangen und es gibt bereits diesen hübschen kleinen Installationsfilm.
Viel Spass!
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KAP HORN LIEGT AUF LEE Eine szenische Konzert-Installation - in Kooperation mit dem Theaterdiscounter Berlin
16/17.09 & 22. - 24.09.2015, 20:00, Theaterdiscounter, Berlin
Inszenierung - Sebastian K König, Lea Walloschke
Art Direction - KOIKATE Performance - Daniel Hinojo Musik und Performance - Ensemble LUX:NM Sound - Christoph Limbach Produktionsleitung - Dag Lohde Technische Leitung - Robert Lange
Komposition - Gordon Kampe
Fotos © Jan Windszus |
S E B A S T I A N K Ö N I G - H A J M A N
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