Alle Sequenzas sind wegen ihrer Komplexität und ihrer technischen Anforderungen absolute Virtuosenstücke. Sobald der Musiker beginnt zu spielen, transformiert sich sein eben noch privater und nahbarer Körper in den einer erhabenen Kunstfigur, die gänzlich in der Tonerzeugung aufgeht. Jede körperliche Geste findet zu einem tonalen Ausdruck, der Musiker wird, als Abbild seiner Kunst, zum Virtuosen-Körper.
Dessen Künstlichkeit können die Zuschauer, die in unmittelbarer Nähe der Musiker sitzen und liegen, mit großer Entspannung begegnen. Die Musiker sind in ihrer körperlichen Präsenz erfahrbar. Sie befinden sich auf einer Ebene mit den Zuschauern, in einem Raum ohne hierarchisierende Sitzordnung und Blickrichtung. Dieses Aufheben der festen Struktur öffnet ein Spannungsfeld zwischen privatem, performativem und musizierendem Körper und führt den Zuschauer in einen selbst zu definierenden Zwischenraum.
Über den gesamten Abend hinweg treten die Musiker mit kleineren szenischen Aufgaben in Aktionen, wie z.B. ihre Sequenza stumm und ohne Instrument zu intonieren. So wird, obwohl die Sequenzas Solostücke sind, immer der ganze Raum bespielt. Einzig der musikalische Fokus bleibt beim gerade spielenden Musiker. Diese klangliche Konzentration des Raums wird zwischen den einzelnen Sequenzas, sowie zu Anfang und Ende des Abends, mit Texten Berios gehalten. Über Tonbandeinspielung bzw. von den Musikern einzeln oder chorisch gelesen, schaffen die Äußerungen des Komponisten zum musikalischen Theater inhaltliche Kohärenz und schlagen die Brücke zwischen Klang, Sprache und Inhalt.